Naturheilpraxis Matthias Eubel

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Traditionelle Chinesische Medizin

Themenüberblick
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Chinesische Arzneimitteltherapie

Die chinesische Arzneimitteltherapie (CAMT) ist die älteste und mit einem Anteil von etwa 60% die wichtigste Therapiemethode der Traditionellen Chinesischen Medizin. Einige tausend Kräuter und Rezepte bieten in allen Fachbereichen der Medizin differenzierte und lange erprobte Therapiekonzepte.

Grundsätzliches
Zur Anwendung chinesischer Arzneimittel und zur Erstellung eines chinesischen Rezeptes ist eine exakte Diagnose nach den Kriterien der Traditionellen Chinesischen Medizin unabdingbar. Eine ausführliche Anamnese mit Zungen- und Pulsdiagnose muss einer Verordnung vorangehen. Für die Auswahl der Arzneien bzw. eines Rezeptes ist die Differenzierung nach den sechs Schichten, die Zuordnung nach den Zhang Fu, und das Wissen um die Entwicklung und den Verlauf der Beschwerden (Ben und Biao) von entscheidender Bedeutung.

Allgemeines zu chinesischen Arzneimitteln
Durch genaueste Beobachtung über Jahrtausende hinweg wurde die Wirkung aller Arzneimittel exakt beschrieben und nach den Kriterien der chinesischen Medizin klassifiziert. Der chinesische Arzneimittelschatz umfasst einige tausend Heilkräuter, aber auch einige tierische und einige mineralische Substanzen. Wie bei europäischen Heilpflanzen befinden sich auch im chinesischen Arzneimittelschatz einige toxische Arzneien. Diese werden nur selten und mit äußerster Vorsicht verwendet. Durch spezielle Zubereitungsmethoden und durch Zugabe neutralisierender Arzneien kann die Toxizität dieser Arzneien auf ein Minimum reduziert werden.

Pflanzliche Arzneien
Pflanzliche Mittel machen etwa 95% aller verwendeten Arzneien aus. Verwendet werden: Wurzeln, Wurzelstöcke, ganze Pflanzen, Blüten, Blätter, Stiele, Rinden, Früchte, Samen und Zwiebeln. Die meisten Kräuter werden getrocknet und unbehandelt eingesetzt. Durch bestimmte Bearbeitungsformen, z.B. rösten, in Honig braten, etc läßt sich die Wirkung der Kräuter verändern.

Ginsengwurzel, lat.: Radix Ginseng, chin.: Ren Shen
Klassifizierung Qi tonisierend
Quelle Shennong Bencao Jing
Geschmack leicht warm, süß
Organbezug Milz, Lunge
Wirkung füllt Qi auf, stärkt Yang
tonisiert Milz und Lunge
regt Säfteproduktion an
kann Durst lindern
kann Herz und Geist beruhigen
Kontraindikationen emporschlagendes Yang
Dosierung 5 - 10 gr im Dekokt

Tierische Arzneien
Tierische Substanzen werden selten verwendet, da sie teuer sind und meistens durch pflanzliche Mittel ersetzt werden können. Substanzen von Tieren die unter Artenschutz stehen werden in Europa nicht verwendet, in China ist das Bewusstsein für diese Problematik leider noch nicht so ausgeprägt wie bei uns.
Beispiele für verwendete tierische Substanzen sind:

Mineralische Arzneien
Mineralische Arzneien kommen sehr selten zum Einsatz.
Beispiele für diese Substanzen sind:

Die Kräuterklassifizierung
Grundsätzlich gibt es 3 Kategorien von Kräutern:

  1. Himmelsarzneien dienen der spirituellen Entwicklung und der Lebensverlängerung (langfristige Einnahme)
  2. Ministerarzneien erhalten die menschliche Natur, sie haben eine prophylaktische, medizinische Wirkung
  3. Hilfsarzneien haben spezifische medizinische Wirkungen, sie werden kurze Zeit zur Behandlung akuter Erkrankungen angewendet

Alle Mittel werden zunächst in Bezug auf ihre tonisierende Wirkung (Qi, Blut, Yin oder Yang tonisierend), oder auf die pathogenen Faktoren, die sie beeinflussen (Wind eliminierend, Nässe umwandelnd, Hitze kühlend...) eingeordnet.
Weiterhin werden beschrieben:

  1. Temperatur und Geschmack (Sie lassen Rückschlüsse auf die Wirkung zu)
  2. Spezifische Wirkung auf die Funktionskreise (Organe)
  3. klassische Kombinationen mit anderen Kräutern
  4. Kontraindikationen und Toxizität
  5. Dosierung und Verabreichungsform
Süßholzwurzel, lat.: Radix Glycyrrhizae, chin.: Gan Cao
Klassifizierung Qi tonisierend
Quelle Shennong Bencao Jing
Geschmack neutral, süß
Organbezug Herz, Lunge, Milz, Magen
Wirkung tonisiert Milz, füllt Qi auf befeuchtet Lungen
kann Husten und Schmerzen lindern
reduziert Feuer, entspannt,
eleminiert Toxine
harmonisiert andere Arzneien
Kontraindikationen nicht mit rx kansui, flos genkwa
rx sargassum, rx euphorbiae
Dosierung 2 - 10 gr

Allgemeines zu chinesischen Rezepten
Die Anwendung einzelner Arzneien ist sehr selten, sie kommt in China meist nur zur Prophylaxe oder zur Stärkung vor (Himmelsarzneien).
Üblicherweise werden Rezepte mit bis zu 15 Einzelsubstanzen eingesetzt. Bei der Zusammenstellung der Rezepte dienen viele hundert klassische Rezepte als Orientierung. Bei der Verabreichung von Dekokten oder Pulvern besteht die Möglichkeit durch Änderung der Dosierung und durch Zufügen oder Entfernen einzelner Substanzen ein klassisches Rezept noch genauer auf den Patienten einzustellen, um der Konstitution und dem ganz individuellen Beschwerde- und Krankheitsbild gerecht zu werden. Ein chinesisches Rezept ist dann passend zusammengestellt, wenn es alle Symptome des Patienten berücksichtigt und keine Nebenwirkungen erzeugt. In Tabletten und Fertigpräparaten werden meistens lang erprobte, klassische Rezepte verwendet.

Der Aufbau von Rezepten
Zunächst enthält ein Rezept eine oder mehrere Kaiserarzneien. Diese geben die grundsätzliche Richtung, die Funktion eines Rezeptes an, sind somit auch relativ hoch dosiert. Es folgen eine oder mehrere Ministerarzneien, die die Hauptarznei in ihrer Funktion unterstützen. Die Assistentenarznei behandelt gleichzeitige Beschwerden in anderen Funktionskreisen. Die Botenarznei lenkt entweder die Wirkung des Rezeptes in eine ganz bestimmte Richtung (in eine bestimmte Körperregion) oder hilft dem Körper, die Arzneien aufzunehmen. Die klassischen Rezepte sind wie die Einzelarzneien nach ihrer tonisierenden Wirkung bzw. auf pathogene Faktoren wirkenden Charakter klassifiziert. Alle Rezepte geben die zu verwendenden Arzneien und den Dosierungsrahmen der einzelnen Arzneien an. Es folgen Angaben über die genaue Funktion bzw. das Syndrommuster bei dem dieses Rezept wirkt. Weiterhin werden noch einmal die genauen Symtome angegeben, die dieses Rezept behandelt. Analysen der Einzelarzneien und der Arzneikombinationen sowie Variationsmöglichkeiten des Rezeptes gehören abschließend zu einer Rezeptbeschreibung.

Si Jun Zi Tang (Dekokt der 4 Herren)
Ren Shen (rx ginseng): 3 - 9 gr
Bai Zhu (rhi atractylodis macr.): 6 - 9 gr
Fu Ling (scl poriae): 6 - 9 gr
Zhi Gan Cao (rx glycyrrhizae): 3 - 6 gr
Klassifizierung Qi tonisierend
Syndrom Muster Milz Qi Mangel
Funktion tonisiert Qi und kräftigt die Milz
Indikationen Appetitlosigkeit, breiiger Stuhl,
Müdigkeit, schwache Stimme
Zunge: blaß
Puls:   dünn, schwach
Analyse der Kräuter:
Ren Shen tonisiert Milz und Lungen Qi
Bai Zhu kräftigt Milz, trocknet Feuchtigkeit
Fu Ling leitet Feuchtigkeit aus
Zhi Gan Cao (in Honig gebackene Süßholzwurzel) wärmt, reguliert mittleren Erwärmer

Darreichungsformen
Die häufigste Darreichungsform ist das Dekokt, hierbei werden durch intensives Auskochen (ca. 50 min in 2 Kochgängen) etwa 75% der Wirkstoffe der Arzneien ausgenutzt. Aber auch durch Zerkleinerung und Pulverisierung hergestellte Tabletten, Pillen und Pulver werden oft eingesetzt. Desweiteren kommen Sirupe und medizinische Weine zur Anwendung. Äußerlich können Bäder, Salben und Pflaster eingesetzt werden.

Warum chinesische Arzneimittel?
Der Grund für die Verwendung chinesischer Arzneimittel in Europa liegt in der einzigartigen Methodik dieser Medizin, die in der chinesischen Diagnostik deutlich wird (Yin / Yang, 5 Wandlungsphasen, Zhang Fu...). Keine andere Medizin hat so viel Erfahrungshintergrund und eine so sorgfältige Differenzierung vorzuweisen. Chinesische Arzneien sind mit über fünftausendjähriger Tradition in die chinesische Medizin integriert und ihre Wirkung ist nach diesem System untersucht und beschrieben. Die chinesische Arzneimitteltherapie ergänzt sich mit der Akupunktur als wichtigstes therapeutisches Insrument der chinesischen Medizin. Die Anwendung europäischer Heilpflanzen nach den Prinzipien der Traditionellen Chinesischen Medizin ist durchaus möglich, jedoch ersetzt oft Spekulation die fehlende (lediglich 20 jährige) Erfahrung. Viele chinesische Arzneien sind für unsere Körper unbekannt und ungewohnt, sie wirken daher besonders gut und lösen nur sehr selten allergische Reaktionen aus.