Naturheilpraxis Matthias Eubel

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Blutegeltherapie

Das Aufsetzen von Blutegeln auf die Haut ist ein sehr altes und effektives Verfahren um eine Blutausleitung und Entgiftung herbeizuführen. Durch das gerinnungshemmende Sekret der Egel wird die Durchblutung des umliegenden Gewebes langfristig stark verbessert.

Allgemeines
Die Blutegeltherapie gehört, wie auch der Aderlass, das blutige Schröpfen oder das Einritzen der Haut / die blutige Akupunktur zu den klassischen Blutentziehungsverfahren der Ausleitungsmedizin. Man bezeichnet die Blutegeltherapie auch als sanften Aderlass. Durch das Sekret der Egel geht die Wirkung jedoch über eine reine Ausleitung hinaus. Aufgrund des offensichtlichen Erfolges versucht die schulmedizinische Forschung seit einigen Jahren die Wirkung der Blutegeltherapie wissenschaftlich zu erforschen.

Geschichte
Seitdem Menschen einander heilen spielen Blutegel dabei eine bedeutende Rolle. Erste Hinweise auf die Blutegelbehandlung finden sich bereits 1500 v.Chr. in Ägypten, später in Indien, Süd- und Nordamerika und in China. In Europa wurden Blutegel seit ca. 200 v. Chr. zur Schmerzlinderung, Fiebersenkung, Entspannung und bei rheumatischen Erkrankungen eingesetzt. Die Blutegeltherapie wurde immer populärer, bis schließlich im 17. Jahrhundert alle Erkrankungen mit Blutegeln behandelt wurden. Bis zu 100 Blutegel wurden angesetzt, oft wurde diese Behandlung innerhalb weniger Tage wiederholt. Diese Epoche der Medizingeschichte wird als "Vampirismus" bezeichnet. Durch diese völlig übertriebene Anwendung gab es in großen Teilen Europas bald keine Blutegel mehr. Doch nicht nur die Egel, sondern auch einige Patienten überlebten diese Behandlung nicht. Die Blutegeltherapie verlor ihren Platz in der schulmedizinischen Anwendung. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts wurden Blutegel wieder überwiegend von naturheilkundlichen Behandlern mit einer therapeutisch hilfreichen Menge an Blutegeln durchgeführt.

Der Egel
Der Blutegel ist ein ca. 5 cm langes Tier mit einem ovalen Querschnitt, der sich an beiden Körperenden verkleinert. An beiden Enden befindet sich jeweils ein Saugnapf. Der hintere Saugnapf dient lediglich zum Festhalten, der vordere beinhaltet die Mundöffnung mit 3 strahlenförmig angeordneten Kiefern mit jeweils 80 winzigen Kalkzähnchen. Blutegel benötigen eine feuchte Umgebung. In regelmäßigen Abständen häuten sie sich, indem sie sich an rauen Steinen oder ähnlichem reiben. Wasserbewegungen geben dem Blutegel Hinweis auf potentielle Opfer, an die er sich anheftet (Frösche, Kröten, Fische…). Von einer Mahlzeit kann ein Blutegel bis zu 2 Jahren leben, frühestens nach ½ Jahr ist er wieder in der Lage zu beißen. Blutegel leben natürlich in Seen, Tümpeln und flachen Teichen mit reichlichem Pflanzenbewuchs. Wegen des geringen Vorkommens stehen Blutegel in vielen Ländern unter Artenschutz. Von den 14 verschiedenen Egelarten wird lediglich der "Hirudo medicinalis" medizinisch verwendet. Aus Gründen der Hygiene und des Infektionsschutzes werden medizinische Blutegel in speziellen Becken gezüchtet und nur einmal verwendet.

Die Wirkung
Zum einen hat die Blutegeltherapie eine blut- und auch lymphausleitende Wirkung, damit können Gift- und Entzündungsstoffe aus dem Gewebe und den Körpersäften ausgeleitet werden. Die Blutneubildung kann angeregt werden, die Blutzellen können sich verjüngen und der Lymphstrom des umliegenden Gewebes kann beschleunigt werden. Zum anderen gibt der Blutegel ein Sekret in die Wunde ab, welches u.a. die Stoffe Hirudin und Calin enthält. Beide sorgen für die Hemmung der Blutgerinnung während und nach dem Saugvorgang. Das Blut wird dünnflüssiger, die Kapillargefäße können sich erweitern und wesentlich besser durchblutet werden. Eine antithrombotische und gefäßkrampflösende Wirkung kann eintreten. Die Wirkung der Blutegeltherapie ist überwiegend lokal, die Durchblutungsverbesserung und Entgiftung hat aber auch einen systemischen Effekt.

Indikationen und Kontraindikationen
Die Behandlung mit Blutegeln kann sehr hilfreich sein bei Venenerkrankungen wie z.B. Krampfadern, Besenreisern oder Thrombose, bei rheumatischen Erkrankungen (Arthritis, Arthrose…), bei Tinnitus, bei Bluthochdruck, Blutergüssen, Herpes Zoster und anderen Neuralgien und bei verschiedenen entzündlichen Erkrankungen wie z.B. Gallenblasenentzündung, Adnexitis…
Nicht angewendet werden dürfen Blutegel bei Blutern bzw. bei Menschen die Marcumar oder Aspirin (ASS) nehmen, sowie bei stark immungeschwächten Patienten. Menschen mit Blutarmut und Allergiker die auf Insektenstiche stark reagieren, dürfen auch keine Blutegel angesetzt bekommen. Vorsicht ist geboten bei Schwangeren und bei Diabetikern.

Nebenwirkungen und Komplikationen
Als Komplikationen einer Blutegelbehandlung kann es in seltenen Fällen zu einer entzündlichen Reaktion der Bissstelle kommen. Diese lässt sich mit Quarkpackungen gut ausheilen. In sehr seltenen Fällen kommt es zu einer Infektion mit Pseudomonasbakterien. Eine antibiotische Behandlung ist in diesem Fall erforderlich. Allergische Reaktionen sind möglich, dieses Risiko lässt sich im Erstgespräch feststellen, es ist eine Kontraindikation für eine Blutegelbehandlung.

Durchführung
Zunächst ist in einem Aufklärungsgespräch herauszufinden ob diese Behandlungsmethode die richtige ist und ob Kontraindikationen vorliegen. Behandlungsablauf und Durchführung werden genau besprochen. Einige Tage danach folgt die Anwendung. Die Hautpartien, auf die die Blutegel aufgesetzt werden, sollten 2 Tage vor der Behandlung nicht mit Salben, Duschgels oder Lotionen behandelt werden, da sie dem Blutegel den Appetit verderben könnten. Der Patient sollte damit rechnen, sich bis zu 2 Stunden in der Praxis aufzuhalten. Ca. 2 bis 8 Blutegel, je nach Indikation, werden auf die für die Behandlung ausgewählte, entkleidete Körperstelle aufgesetzt. Der Biss des Blutegels ist nicht schmerzhaft, er wird mit einem Mückenstich oder "ein leichtes Ziehen" beschrieben. Der Saugvorgang dauert etwa 30 bis 90 Minuten, auch während des Saugens kann ein geringer Juckreiz auftreten. Der Blutegel fällt selbständig ab wenn er satt ist. Blutegel sollten niemals abgerissen werden, da der Kiefer in der Wunde verbleibt und eine Entzündung hervorrufen kann. Vorzeitiges Beenden des Saugvorganges erreicht man durch Betupfen des Egels mit Salz, Essig oder Alkohol. Die Wunde blutet aufgrund des gerinnungshemmenden Sekrets der Blutegel 12 bis 24 Stunden nach, auch Lymphflüssigkeit tritt aus der Wunde aus. Ein Blutegel bewirkt einen Blutverlust von etwa 60 ml.

Blutegel
saugender Blutegel am Ellenbogen

Etwa ½ Stunde wird die kleine Wunde offen gelassen, danach mit sehr saugfähigem Verbandsmaterial versorgt. Zu Hause sollte die Wunde mit dem mitgegebenen Material nach einigen Stunden erneut versorgt werden. Nach Möglichkeit sollte an diesem Tag nicht gearbeitet sondern viel Ruhe eingehalten werden. Kratzen und Berühren der Bissstelle sind zu vermeiden. Es sollte genügend Flüssigkeit aufgenommen werden.

Nach 24 Stunden erfolgt eine Nachkontrolle der Wunde in der Praxis. Selten auftretende 2 Cent große Blutergüsse oder Rötungen der Wunden heilen innerhalb einer Woche ab. Die entstandene kleine Bissnarbe verheilt nach 2 Monaten komplett. In dieser Zeit kann die Bissstelle noch gelegentlich etwas jucken. Bei vielen Erkrankungen ist eine weitere Behandlung nach 2 bis 10 Wochen hilfreich.

Blutegel in der chinesischen Medizin
Die Blutegeltherapie ist keine typisch chinesische Behandlungsmethode, sie findet sich in fast allen Kulturen der Welt. Sie lässt sich jedoch sehr gut nach der Diagnostik der chinesischen Medizin anwenden. Blutegel werden nach den Kriterien der chinesischen Medizin bei Erkrankungen vom Fülletyp, bei Hitzeerkrankungen, bei Qi- und Blut - Stagnationsmustern und bei Erkrankungen durch aufsteigendes Leberyang eingesetzt. Entsprechend des pathologischen Musters können die Blutegel auf Akupunkturpunkte aufgesetzt werden, die für die Behandlung dieser Muster in Frage kommen, der Blutegel verstärkt somit den Effekt der Akupunktur dieses Punktes.