Naturheilpraxis Matthias Eubel

Informationen zur Naturheilkunde

Traditionelle Chinesische Medizin

Themenüberblick
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Grundlagen & Diagnostik (Teil 1)

Grundlagen & Diagnostik (Teil 2)

Grundlagen & Diagnostik (Teil 3)

Diagnostische Methoden
Der Therapeut muss Informationen einerseits über die akuten Beschwerden des Patienten, andererseits über den Gesamtzustand, über die Konstitution und die Reaktionslage des Patienten sammeln. Dazu bedient er sich seiner Sinne: des Hörens, Riechens, Fühlens und des Sehens. Er achtet auf Stimme, Geruch, Hauterscheinungen, Hautfarbe usw. Die 3 wichtigsten diagnostischen Verfahren seien im Folgenden vorgestellt:

Die Anamnese
Die Anamnese umfaßt die genaue Schilderung der Beschwerden des Patienten, sowie allgemeine Fragen zur Konstitution und zur Reaktionslage. Informationen über Temperaturempfinden, die Neigung zum Schwitzen, Symptome an Kopf, Brust und Bauchraum, Eß- und Trinkverhalten, Schlafgewohnheiten, Ablauf der Menstruation usw. gehören zu jeder gründlichen Anamnese. Hieraus ergeben sich wichtige Informationen über den Zustand der Funktionskreise, über den Säfte- und Energiezustand und die Ursache und den Verlauf der Erkrankung.

Zunge
Die Topografie der Zunge

Die Zungendiagnose
Die Zungendiagnostik, eine Domäne der chinesischen Medizin, erlaubt eine differenzierte Beurteilung des Krankheitsgeschehens. Mit etwas Aufmerksamkeit kann jeder die Veränderungen seiner Zunge während einer Krankheit beobachten. Jede Krankheit verursacht für sie charakteristische Veränderungen. Daher ist es möglich, diese Veränderungen diagnostisch zu nutzen. Die topografische Aufteilung der Zunge erlaubt Aussagen über den Zustand der Funktionskreise. Farbe, Form und Konsistenz sowohl der Zunge als auch des Zungenbelages geben Hinweise auf den Energie- und Säftezustand und das Vorliegen pathogener klimatischer Faktoren.

Die Pulsdiagnose
Ähnlich wie die Zunge kann auch der Puls differenzierte Hinweise auf das Krankheitsgeschehen und den Verlauf geben. Dabei ist nicht allein die Frequenz (Pulsschläge pro Minute) ausschlaggebend, sondern vielmehr die Qualität des Pulses (rauh, saitenförmig, gespannt, dünn usw.). Es werden 31 verschiedene Qualitäten unterschieden, die Hinweise auf pathogene Faktoren und den Energie- und Säftezustand geben. Die unterschiedlichen Positionen und Tiefen des Pulses am Handgelenk (Radialispuls) geben Hinweise auf den Ort (Funktionskreis) des Krankheitsgeschehens.

Von der Diagnose zur Therapie
Eine Diagnose nach den beschriebenen Modellen führt zu einer Behandlungsstrategie, diese wiederum veranlaßt den Behandler, ein Therapiekonzept zu erstellen.
Beispiel: Patient, 40 Jahre, viel Streß, kann sich nicht entspannen, unausgelebte Wutgefühle, Blähungen, Völlegefühl, Übelkeit, Verstopfung
Diagnose: Leber Qi Stau, Leber Qi dringt in Milz ein
Strategie: Leber Qi entspannen, Milz stärken
Therapie: Rezept: Xiao Yao San, Akupunktur: Magen 36, Leber 3, Dickdarm 4, Milz 6

Resumée
Die aus der chinesischen Diagnostik gewonnenen Informationen werden durch ein funktionelles Bewertungs- und Beurteilungssystem zueinander in Beziehung gestellt. Dieses unterscheidet sich deutlich von den anatomischen und physiologischen Modellen der westlichen Medizin.
Der Unterschied / Gegensatz zur westlichen Medizin wird hier besonders deutlich. Bewertung, Beurteilung, Qualität, Subjektivität (im Sinne von: an der eigenen Person ausgelegten Maßstäben) sind kennzeichnend für die Traditionelle Chinesischen Medizin.
Kennzeichnend für die westliche Medizin sind: Messungen, Quantität, Objektivität (im Sinne von: an der Masse der Menschen ausgelegten Maßstäben). Die westliche Medizin betrachtet das kranke Organ und vergleicht gemessene Daten dieser Organe mit allgemeingültigen Maßstäben. Dabei spielt oftmals der Stoffwechsel bzw. die Chemie krankhafter Zellen die ausschlaggebende Bedeutung. Das Einzelne, die Substanz, das Sichtbare, Meßbare, Greifbare wird zur Diagnostik herangezogen. In der Therapie wird versucht, diese Daten den allgemeingültigen anzupassen (meist durch chemische Beeinflussung).
Die chinesische Medizin betrachtet den ganzen Menschen und setzt vom Therapeuten visuell, palpatorisch und akustisch wahrgenommene Zeichen und natürlich die eigenen Aussagen des Patienten zueinander in Beziehung, wobei der Körper des Patienten als Maßstab gilt. Das Zusammenspiel, die Funktionen, das "energetische Fließen", die Wechselbeziehungen innerhalb des Körpers und das subjektive Empfinden des Patienten werden zur Beurteilung herangezogen. Dieser Vergleich erklärt die Bezeichnungen "starre, materielle Medizin" für die westliche und "dynamische, funktionelle, energetische Medizin" für die chinesische Medizin.

Therapeutische Verfahren
Eine chinesische Diagnose führt zu einer Behandlung mit chinesischen Therapien. Die Akupunktur und Moxibustion und die Arzneimitteltherapie werden detailliert beschrieben. In der chinesischen Diäthetik werden Nahrungsmittel nach ähnlichen Überlegungen differenziert und eingesetzt wie die chinesischen Arzneimittel. Die Tuina Massage wirkt harmonisierend auf den Qi-Fluss und löst Energiestaus durch verschiedene Massagetechniken. Qi Gong und Tai Qi sind meditative Bewegungs- und Atmungsübungen, die das Ziel verfolgen, das Qi im Körper zu lenken und gezielt und optimal zu nutzen.

Indikationen und Kontraindikationen
Die chinesische Medizin mit all ihren diagnostischen und therapeutischen Verfahren war bis Anfang des 19. Jahrhunderts das einzige bekannte und das einzige angewendete medizinische System in China. Alle Krankheiten wurden nach diesem System eingeordnet und behandelt, so dass es für alle Erkrankungen in allen medizinischen Fachbereichen Behandlungskonzepte gibt, Kontraindikationen für die chinesische Medizin gibt es keine.
Natürlich ist das Anwendungsgebiet der chinesischen Medizin heutzutage eingeschränkt. Notfallmedizin und Chirurgie sind Aufgaben der Schulmedizin. Den meisten chronischen Krankheiten hat die chinesische Medizin jedoch mehr zu bieten als die Schulmedizin. Auch bei vielen akuten nicht lebensbedrohlichen Krankheiten kann eine Behandlung mit chinesischer Medizin effektiver und insbesondere nebenwirkungsfreier sein. Wünschenswert wäre eine Zusammenarbeit beider Disziplinen, so wie es in chinesischen Krankenhäusern mit viel Erfolg bereits praktiziert wird.