Naturheilpraxis Matthias Eubel

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Traditionelle Chinesische Medizin

Themenüberblick
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Geschichte der chinesischen Medizin

Die Ursprünge
Die Ursprünge der chinesischen Medizin sind vor 4000 bis 5000 Jahren zu finden. Die ersten Quellen, die von gezielten Durchstechungen bestimmter Hautstellen mittels spitzer Gegenstände berichten sind über 4000 Jahre alt und gehen vermutlich auf die schamanistischen Vorstellungen zurück, hierdurch Geister, Dämonen und Flüche aus dem Körper herauszulassen. Die Verwendung von Kräutern zu medizinischen Zwecken ist wahrscheinlich älter und hat sich durch Beobachtung bei Tieren, die bei Krankheit bestimmte Kräuter zu bevorzugen scheinen, und durch Ausprobieren entwickelt. Unter dem Einfluß des Konfuzianismus und des Daoismus reifte die chinesische Medizin heran. Weiterentwickelt durch immer wiederkehrende Blütezeiten der chinesischen Kultur entstand insbesondere in den letzten 2000 Jahren ein umfassendes diagnostisches und therapeutisches System.

Zhou Dynastie
In der Zhou Dynastie (1600 bis 220 v.u.Z) erlebte China seine erste kulturelle Blüte. Eines der wichtigsten Werke der chinesischen Medizinliteratur, das „Huang Di Nei Jing“ (Des gelben Kaisers Klassiker zur Inneren Medizin) wurde in dieser Zeit geschrieben. Es entstanden das Konzept von Yin und Yang und darauf basierend das Modell der 5 Wandlungsphasen (5  Elemente).

Yin und Yang
Das Konzept von Yin und Yang ist auf Naturbeobachtungen zurückzuführen. Der genaue Ursprung ist nicht bekannt. Alle Vorgänge in der Natur unterliegen einem unaufhörlichen Wechsel von einem Pol zum anderen. Es gibt keine dauerhafte Kontinuität, alles ist einem Wandel, einem Zyklus unterworfen. So wie dem Tag die Nacht folgt, wie dem Regen der Sonnenschein folgt, so wie die Kälte nicht ohne die Wärme vorstellbar ist, so unterliegen alle Vorgänge in der Natur und auch im menschlichen Körper regelmäßigen Zyklen. Alles ist in Bewegung, jeder Zustand definiert sich durch die Existenz seines polaren Gegenstücks. Dieses Prinzip des Wechsels wird ausgedrückt durch die Polaritäten Yin und Yang, das „Tai Ji“ Zeichen verdeutlicht dies: Eine Seite stellt das Yin dar, die andere das Yang. Yin und Yang sind jedoch nicht statisch getrennt sondern befinden sich im fließenden Übergang. Wo das Yin immer geringer wird entsteht eine Übermacht an Yang. Gleichzeitig enthält jede Ansammlung von Yang auch eine Idee (Pünktchen) von Yin und umgekehrt. Das ganze bildet eine Einheit, das Dao.

Han Dynastie
Während der Han Dynastie (206 v.u.Z. bis 220 n.u.Z.) wurde die Heilkunde erstmals berufsmäßig ausgeübt, die „Yi“ (Ärzte) lösten die „Wu“ (Zauberer) ab. Die Vorstellung von einer Lebensenergie (Qi) als treibende Kraft allen Lebens setzte sich durch. Der berühmte Arzt Zhang Zhongjing entwickelt wichtige Therapiekonzepte zu den durch Kälte ausgelösten Krankheiten (Infektionskrankheiten). Die chinesischen Philosophien des Konfuzianismus und des Daoismus entstanden und prägten das Denken und die Kultur Chinas und damit auch die Medizin.

Konfuzianismus
Der ursprüngliche Schamanismus und Dämonenglaube in der chinesischen Gesellschaft wurde durch die Etablierung des Konfuzianismus mehr und mehr zurückgedrängt. Kong Zi (Konfuzius, 551 bis 479 v.u.Z.) entwickelte diese rationale Staats- uns Sittenlehre zur Sicherung des kaiserlichen Staatsapparates und des Beamtenwesens. Der Konfuzianismus beschreibt gesellschaftliche Ordnungsvorstellungen, straffe Organisationsformen und verlangt die Einordnung in hierarchische Strukturen. Der Mensch kann nur durch Tugendhaftigkeit im natürlichen Spiel der Kräfte Yin und Yang soziale Harmonie finden und als soziales Wesen überleben. Die Tugenden werden mit Güte, Gerechtigkeit, Anstand, Weisheit und Aufrichtigkeit definiert. Medizin, Spiritualität und Religiösität hatten in diesem System nur geringe Bedeutung. Für die Medizin bedeutete der Konfuzianismus die Entwicklung von streng geordneten Strukturen für die aus Beobachtung gewonnenen Kenntnisse über die Entwicklung und die Zusammenhänge von Krankheiten. Aufgrund der konfuzianischen Pietät wurden in der chinesischen Geschichte kaum Leichen seziert. Die anatomischen Vorstellungen waren vergleichsweise unklarer als in der abendländischen Medizin, dies wurde jedoch kompensiert durch genaueste Beobachtung von Krankheitsverläufen und die Zusammenhänge von Symptomen.

Daoismus
Als Vater des Daoismus gilt Laozi (Lao Tze, 6. Jhd. v.u.Z.). Das von ihm verfasste Daodeying (Tao Te King), eines der meistgelesenen Bücher der Welt, beschreibt die Kerngedanken des Daoismus. Das Dao wird als der natürliche Weg des Menschen in der harmonischen Ordnung von Natur und Kosmos gesehen. Spiritualität war für die Daoisten sehr wichtig. Weiterentwicklung findet nicht durch Eingreifen in den Lauf der Dinge statt sondern durch Anpassung an die positive Ordnung (des Universums). Ziel aller Entwicklung ist der Einklang mit der Natur denn nur durch Nichtzuwiderhandlung gegen den natürlichen Lauf der Dinge kann der Mensch Gesundheit und langes Leben erreichen. Krankheit wird als Zuwiderhandlung gegen die natürliche Ordnung verstanden. In ihrem Bestreben in der Kraft der Natur Gesundheit, langes Leben und spirituelle Reife zu erlangen experimentierten die Daoisten sehr viel mit Pflanzen und Heilmitteln. Mediziner, Alchimisten und Botaniker waren einflußreiche Persönlichkeiten in dieser Zeit. Es entwickelten sich tantrische Praktiken, Qi-Gong, Diäthetik und die Arzneimitteltherapie. Die gesamte Medizin erblühte, auch der prophylaktische Gedanke der chinesischen Medizin stammt aus dieser Zeit.

Tang Dynastie
Zur Zeit der Tang Dynastie (618 bis 906) war China das mächtigste und kulturell am weitesten entwickelte Reich der Welt. Es bestand ein reger Handel in Übersee. Der Buchdruck wurde in dieser Zeit erfunden, lange vor Gutenberg. Für die Chinesische Medizin bedeutete dies eine bessere Strukturierung und Verbreitung des Wissens. Das Studium der Medizin wurde organisiert. Der berühmteste Arzt dieser Zeit war Sun Simiao, er entwickelte die Zungendiagnose und die Diäthetik weiter.

Sung Dynastie
Während der Sung Dynastie (960 bis 1279) wurden Apotheken und Hospitäler staatlich eingerichtet. Das zunehmende Wachstum der Städte veranlaßte die Einführung von Hygienemaßnahmen. Die ärztliche Ausbildung wurde systematisiert und die Prüfungen unter staatliche Kontrolle gestellt. Verschiedene medizinische Fachrichtungen entwickelten sich.

Ming Dynastie
Der Austausch medizinischen Wissens mit europäischen Kulturen begann in dieser Zeit (1368 - 1644). Die Desinfektion als Mittel zur Seuchenbekämpfung wurde entdeckt. Die chinesische Medizin verfügte bereits über 1892 Arzneimittel, die von dem berühmten Arzt Li Shi Zhen (1518 bis 1593) systematisch erfasst wurden.

Qing Dynastie
Geplagt von Seuchen und Epidemien ging der Einfluß der Medizin während der Qing Dynastie (1644 bis 1911) kontinuierlich zurück. Im späten 19. und am Anfang des 20. Jahrhunderts drängte der Einfluß der westlichen Medizin, die in der Chirurgie und in der Hygiene mittlerweile weit fortgeschritten war die Methoden der chinesischen Medizin in den Hintergrund.

Das 20. Jahrhundert
Von 1911 bis 1949 war China Republik. Die politischen Probleme dieser Zeit hielten die Entwicklung der Medizin, sowohl der chinesischen als auch der westlichen zurück. 1949 wurde China unter Mao zur Volksrepublik. Mao sah sich mit einer desolaten medizinischen Versorgung im ganzen Land konfrontiert. Er erkannte, daß er diese Lage nicht allein mit gut ausgebildeten Ärzten nach westlicher Schule ändern konnte. So schuf er den Beruf des Barfußarztes, schnell ausgebildete Ärzte, die die Notfallmedizin und die kleine Chirurgie nach westlicher Schule praktizierten, ansonsten mit Akupunktur und oft auch chinesischen Arzneimitteln behandelten. Die Arbeit der Barfußärzte und natürlich auch die Förderung der chinesischen Medizin an Schulen und Universitäten stabilisierten einerseits die medizinische Versorgung des mittlerweile riesigen Landes, verhalf ihr andererseits unter dem neuen Namen „Traditionelle Chinesische Medizin“ (TCM) zu einer erneuten Blüte.

Chinesische Medizin heute
Chinesische Medizin wird heutzutage in China gleichbedeutend mit westlicher Medizin gelehrt und praktiziert. Die meisten Krankenhäuser bieten chinesische Arzneimittel und Akupunktur gleichberechtigt neben schulmedizinischen Verfahren an. Jeder Arzt muß sich für eine Medizin entscheiden, wobei er auch Grundkenntnisse der jeweils anderen Richtung lernt. Auch innerhalb der chinesischen Medizin spezialisieren sich Ärzte in der Regel auf bestimmte Fachbereiche, z.B. Innere Medizin, Gynäkologie, Hautkrankheiten...

Übrigens...
Anfang des 19. Jhd. war die Geburtsstunde der Schulmedizin. Die Entwicklung feiner optischer Linsen und ein sich rapide entwickelndes Verständnis chemischer Vorgänge, führten zur Entdeckung der Zelle als kleinste funktionelle biologische Einheit im Körper des Menschen. Diese Entdeckung, von dem Arzt Dr. R. Virchow verkündet, war die Geburtsstunde der Schulmedizin. Sie löste die traditionelle europäische Erfahrungsheilkunde ab, die mit ihrer Säftelehre, mit ihren Ausleitungs-, Umstimmungs- und Ergänzungsverfahren einen teilweise ähnlichen funktionellen durch empirische Beobachtung gewonnen Erfahrungshintergrund besitzt wie die chinesische Medizin.